Koha

Nachdem wir Koha installiert und die Grundkonfiguration vorgenommen haben, führten wir heute einige Übungen in diesem System aus, um es kennenzulernen.

Übung: Manuelle Bedienung
Zunächst ein Beispiel für einen typischen Bibliotheksworkflow:

  1. Buch erfassen:
    Schnellaufnahme, Titel in 245a, p – Barcode muss vergeben werden
  2. Benutzer anlegen:
    Schnellerfassung, Name und Ausweisnummer vergeben
  3. Buch an Theke ausleihen:
    in Suchschlitz unter “Ausleihe” Ausweisnummer eingeben, dann unter “Ausleihe” Barcode eingeben
  4. Buch an Theke zurücknehmen:
    in Suchschlitz unter “Rückgabe” Barcode eingeben

Die Bedienung ist grundsätzlich recht einfach. Aufgefallen ist uns, dass man im Suchschlitz jeweils nur nach ganzen Wörtern suchen kann. Wenn man also ein Buch mit Titel “Kommunikationsforschung” im Bestand hat und lediglich nach “forschung” sucht, wird es nicht gefunden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Koha generell beim Discovery-Teil Schwächen aufzeigt. Es ist dabei nicht unüblich, dass zusätzlich weitere (bessere) Discovery-Systeme wie bspw. VuFind in Bibliothekssoftware eingebunden werden, um diese Mängel aufzuheben.

Wenn wir einen Blick auf die Statistik von VuFind bei Open Hub werfen, macht die Software auf mich einen guten und gesunden Eindruck:
codimd

Übung Datenimport: Z.39.50
Z.39.50 ist eine Schnittstelle für Datenaustausch; für sogenanntes “Copy Cataloging” oder auch “semi-automatische Erfassung” (Katalogisieren auf Basis von Daten eines anderen Katalogs). Es handelt sich dabei um eine sehr alte Schnittstelle, die aber sehr breit verbreitet ist – die meisten Bibliotheksverbünde bieten eine solche an. Geeignet ist sie für einzelne Abfragen und Suchen, weniger für umfassende Abfragen. Ein Beispiel für eine solche live-Abfrage ist der Karlsruher Virtueller Katalog (KVK): Beim Ausführen einer Suche werden hier jeweils alle Kataloge angefragt, die dann auch eine Antwort ausliefern. Dadurch erfolgt die Abfrage eher langsam. Für einen Verbund gibt es geeignetere Schnittstellen (z. B. OAI-PMH).

  1. Z.39.50 Server einrichten
    Servername GBV, Hostname sru.gbv.de, Port 80, Ausgewählt (Standardsuche): ja, Datenbank gvk, Syntax MARC21/USMARC, Codierung utf8
  2. Copy Cataloging
    Nach z. B. Titel suchen, gewünschter Eintrag importieren, Barcode eingeben und Exemplar speichern

Soweit hat das gut geklappt! Im nächsten Schritt wird der Datenexport durchgeführt.

Übung Datenexport: OAI-PMH
Koha unterstützt dateibasierten Datenexport, weshalb wir uns die Schnittstelle OAI-PMH anschauen möchten. Das “Open Archives Initiative Protocol for Metadata Harvesting” ermöglicht regelmässiges automatisiertes Abrufen von Änderungen in Metadaten und ist somit schneller als bspw. Z39.50. Man lädt einmal den Gesamtbestand an Metadaten herunter und danach nur noch die Änderungen. Genutzt wird dies bspw. dann, wenn unterschiedliche Bibliothekssysteme im Einsatz sind (für Vorder- und Hintergrund), die über diese Schnittstelle miteinander sprechen. Ein weiterer Anwendungsfall sind Bibliotheksverbünde, die mehrere Bibliotheken umfassen. Primärer Zweck einer OAI-Schnittstelle ist es aber, Daten für andere bereitzustellen – damit sind andere Insitutionen (nicht nur Bibliotheken) und auch die allgemeine Öffentlichkeit gemeint.

  1. Schnittstelle einrichten
    Administration > Globale Systemparameter > Web Services, OAI-PMH: Aktiviere, OAI-PMH:AutoUpdateSets: Aktiviere, Web Services Parameter speichern
  2. Schnittstelle abfragen
    Basis-URL lautet: http://bibliothek.meine-schule.org/cgi-bin/koha/oai.pl

Der zuvor über die Schnittstelle Z39.50 eingespielte Katalogeintrag konnte erfolgreich über OAI-PMH abgerufen werden: codimd

Marktüberblick Bibliothekssysteme

Statistiken zum Markt USA/UK
Der Berater und Autor Marshall Breeding publiziert jährlich im American Libraries Magazine den umfassenden “Library Systems Report” und erstellt für diesen Zweck regelmässig Statistiken. Anhand seinen Zusammenstellungen lässt sich die internationale Entwicklung der Systeme gut ablesen. Der Markt der Bibliothekssysteme ist einigermassen überschaubar. Beim Konsultieren und Interpretieren der Zahlen muss unbedingt die Unterscheidung von wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken gemacht werden, da sich die Produkte sehr stark unterscheiden: Software für wiss. Bibliotheken legt die Schwerpunkte auf die Erschliessung, E-Ressourcen-Management und komplexe Aufgaben. Software für öffentliche Bibliotheken enthält oft Module für Veranstaltungs- oder Content-Management (Websites) und bindet Plattformen für E-Books und Hörbücher ein.

Aktuelle Entwicklungen

  • Die Swiss Library Service Platform (SLSP) wird das Bibliothekssystem Alma, ein reines Cloud-Angebot, einführen. Der Server wird aus datenschutzrechtlichen Gründen in Amsterdam stehen. Am 29. Juni 2020 wurde der Name des neuen Suchportals bekannt: Swisscovery.
  • Die grösste Open-Source-Alternative bildet das System FOLIO

Alma im Vergleich zu Aleph und Koha

  • Eine Stärke ist, dass Alma als einziges System ein Electronic Resource Management (ERM) anbietet. Interessant ist hierzu der Vortrag von Katrin Fischer: Koha und ERM - Optionen für die Verwaltung von elektronischen Ressourcen auf dem Bibliothekartag 2018.
  • Was die Technik anbelangt, ist Alma auf dem aktuellen Stand. Es werden zudem vorbildliche Programmierschnittstellen geboten.
  • Alma ist cloudbasiert, d. h. zentrale Installation auf Servern von Ex Libris und regelmässige (Zwangs-)Updates.
  • Wenn alle auf Alma umsteigen, besteht das Risiko, dass langfristig Nachteile entstehen durch die Abhängigkeit vom Hersteller und dessen Monopolstellung (Vendor-Lock-in). Aus diesem Grund sollte beobachtet werden, wie sich andere Systeme – insbesondere Open-Source-Produkte wie FOLIO – entwickeln.


Quellen: VuFind bei Open Hub, Z.39.50, BAIN-Skript 2